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Deportation - 2014


Plakat

Die Pflicht zu erinnern


Nachdem die Zwangsverschleppung von Volksdeutschen zum Wiederaufbau in die Sowjetunion im gesamten ehemaligen Ostblock über eine halbes Jahrhundert lang weitgehend ein Thema war, das öffentlich nicht erörtert werden durfte, kommt der Erlebnisgeneration, den Betroffenen und ihren indirekt betroffenen Kindern die Pflicht zu, an ein folgenschweres Verbrechen an Unschuldigen zu erinnern.

In Rumänien fanden bereits mehrere Gedenkfeiern statt, der Vorsitzende der Vereinigung der ehemaligen Russland-Deportierten in Rumänien, der Banater Ignaz Fischer, ist einer der Protagonisten im neuen Dokumentarfilm „Donauschwaben“, der im Dezember in Stuttgart Premiere hatte, für dieses Wochenende sind mehrere öffentliche Veranstaltungen in Bayern angesagt.

Gedenken wollen auch wir auf unserer Internet-Seite, indem wir Fotos veröffentlichen und neue Textfragmente aus Erinnerungen an eine Zeit und Umstände öffentlich, die für die heutige Generation unfassbar und unglaublich erscheinen. Für die Geschichte der schwäbischen Gemeinde Jahrmarkt war diese, von den sowjetischen Militärs diktiere Maßnahme das entscheidendste in seiner jahrhundertelangen Geschichte. Mit der Verschleppung von 834 Einwohnern, davon 453 Frauen und Mädchen, das waren mehr, als Männer aus dem Ort in der rumänischen und deutschen Armee eingezogen waren, begann an jenem 13. Januar 1945, einem Sonntag, die Auflösung der Gemeinschaft. Was ein grausamer, opferreicher erster Weltenbrand, der vor 100 Jahren ausgebrochen war, mit seinen vielfältigen politischen und staatsrechtlichen Folgen nicht schaffte, folgte nach der Deportation und dem Ende des 2. Weltkrieges.

Wir werden zu beiden Themen im Laufe des Jahres zurückkommen, denn es gilt weitere Erinnerungen aufzuzeichnen und festzuhalten, Antworten auf noch offene Fragen zu finden solange es Zeitzeugen gibt. Am Ende des Jahres 2013 lebten in Deutschland 111 ehemalige zwangsinternierte Jahrmarkter, 92 Frauen und 19 Männer. (L. Geier).

Als besonders ergreifendes Dokument sei auf das Gruppenbild vom Ende des Jahres 1946 in Wurzen in der damaligen Sowjetischen Besatzungszone hingewiesen:

Deportierte
Ankunft arbeitsunfähiger Heimkehrer in der Ostzone 1946

So und noch schlimmer sahen kranke, arbeitsunfähige Heimkehrer aus der Sowjet-Deportation 1946 aus. Aber sie hatten das Schwierigste überstanden: Hier dazu ein ganz seltenes Foto einer Gruppe nach der Ankunft über Frankfurt/Oder in einem Übergangslager. Das Bild zeigt entlassene Zwangsarbeiter nach der Quarantäne-Zwischenstation bei der Ankunft in Wurzen bei Dresden im Herbst 1946: Vorne sitzend von links zwei Jugoslawiendeutsche und drei Banaterinnen, die Jahrmarkterinnen: Katharina Lukas/Germann (geborene Retter, 2.12.1921, aus der Hinnerreih), Susanna Müller/Solanek (geborene Howacker, 7.09.1918), Katharina Mutsch/Barth (geborene Mutsch, 6.08.1923, Neugasse); stehend: Franz Junginger (geb. am 12.12.1900, aus der Jahrmarkter Lothringer Gasse), ein Mädchen aus Temeswar, Georg Ferch aus der Jahrmarkter Altgasse (geb. am 3.09.1899), und drei Freidorfer. In der Stadt Wurzen (vorher kurz in Durchgangslager, Bsp. Neuwiesen oder Elsterhorst*) oder in Altbernsdorf, Morizburg u. a. verbrachten auch weitere Gruppen entlassener Zwangsarbeiter den Winter 1946-1947. Im Frühjahr schlossen sich Landsleute oft nach Ortschaften zusammen und machten sich auf den Heimweg über unterschiedliche Routen, grob aber alle in Richtung Wien und von dort – mit oder ohne Vorsprachen bei rumänischen Stellen – über Ungarn auf den Heimweg. Für sehr viele war die Grenzüberschreitung illegal, sie tauchte später als Straftat in Führungszeugnissen auf. Schlimmer noch: Es herrschte Schießbefehl und es wurde von rumänischen Grenzern auch geschossen, beispielsweise auf eine Gruppe aus Bakowa mit Todesfolgen. Die Geschichte der Heimkehr ist bisher, weil für die meisten die schwierigste Zeit vorbei war oder schien, noch ungenügend erforscht wie auch das Tabu-Thema mitgebrachte Kinder. Von den namentlich Bekannten auf dem Foto lebt keiner mehr. Nur Katharina Barth, aus deren Archiv wohl auch das Foto stammt, hat einiges aus ihren Erlebnissen und ihrem schweren Arbeitsunfall aufgeschrieben. (L. Geier)

*Von Oktober 1945 bis Anfang 1948 war es Durchgangs-, Quarantäne- und Umsiedlerlager für heimkehrende deutsche Soldaten, Zwangsarbeiter und Vertriebene aus Schlesien, Ostpreußen, Pommern und dem Sudetenland. Am 31. März 1948 wurde das Lager aufgelöst. Die beiden Durchgangslager liegen in der Nähe von Hoyerswerda.

RusslandRussland
Links: Katharina Rosar mit drei Deportierten
Rechts: Katharina Rosar

Russland
Thernes E., Loris E., Temeswarerin, Kumaus, Loris

RusslandRussland
Links: Katharina Albinger und Magdalena Schmidt
Rechts: Anna Heidecker



Im Straflager zweieinhalb Jahre lang kein Hemd
Erinnerungen an das Ende der Deportation in die ehemalige Sowjetunion im Dezember 1949
Von Hans Probst
ADZ Bukarest online vom 4. Dezember 2013


Probst


Erlebnisse aus dem großen Hungerjahr 1946
Ausschnitte aus dem Erinnerungsbuch an die Deportation 1945
von Mathias Heidecker (Jahrmarkt/München), der mit 16 verschleppt wurde

Heidecker


Verhaftung, Deportierung zur Zwangsarbeit nach Russland,
Entlassung und weiterer Lebenslauf meines Vaters Otto Pfeiler, geboren am 12. April 1928 in Jahrmarkt, Banat, Rumänien
Nach seinen Erzählungen aufgezeichnet von seinem Sohn (Ewald) T.C. Pfeiler - Österreichs einzigem internationalen Jazz-Organisten

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