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Ende Erster Weltkrieg


Zentrale Gedenkstunde am Volkstrauertag
100 Jahre seit dem Ende des Ersten Weltkrieges“

Wie jedes Jahr, wurde auch in diesem der Opfer von Kriegen und Gewaltherrschaft aller Völker gedacht. Im Mittelpunkt des Gedenkens im Deutschen Bundestag stand in diesem Jahr das Ende des Ersten Weltkrieges.

Das ZDF hat diese Veranstaltung übertragen. Bewegte Reden von Emmanuel Macron, Frank Walter Steinmeier und dem Präsidenten des Volksbundes der Kriegsgräber Schneiderhahn, zu Herzen gehende Musikstücke und Stimmen junger Menschen machten diese Veranstaltung zu einem beeindruckenden Erlebnis.

Immer wieder fragen sich Menschen, darunter viele unserer Landsleute, warum diese Friedhöfe noch pflegen und erhalten, die wir an unserem Wohnort zurückgelassen haben. Das Erinnern an eine vergangene Zeit, ob schön, traurig oder Gewalt beladen wird unterschiedlich bewertet. Zentral aber steht das Mitgefühl für die Betroffenen der Schrecken der damaligen Zeit, für das Schicksal jedes Einzelnen, an den gedacht werden kann.

Junge Menschen aus drei Ländern, Frankreich, England und Deutschland, suchten in ihren jeweiligen Ländern gefallene Fußballspieler. Beeindruckt schrieben die jungen Menschen Briefe an diese Soldaten, dabei kam immer wieder zum Ausdruck, was haben diese gefühlt, wie haben sie diese schreckliche Zeit erlebt? Viele Fragen beschäftigen die Menschen immer noch.

Für uns alle besteht die Hoffnung auf ein Leben in Frieden. Dazu sollten wir täglich unser Leben so ausrichten, dass es für Menschenwürde, Achtung und Respekt aller Kulturen steht. Dass nie wieder soviel Elend und Not über die Menschen kommt.

Auch unser Heimatort hatte viele Gefallene in den beiden Weltkriegen, 160 im ersten Weltkrieg, und viele verwundete und traumatisierte Menschen, die ihr ganzes Leben eingeschränkt ertragen mussten. Wie betroffen die Familien waren, zeigt sich bis heute auf den beiden Jahrmarkter Friedhöfen.

Helene Eichinger



Zur Erinnerung an das Ende des ersten Weltkriegs
Grabstätte von Mathias und Marianna Speck
Fünf Söhne waren im Ersten Weltkrieg

Kann man sich so etwas heute überhaupt vorstellen? Sicherlich nicht oder schwer! Fast wäre diese traurige Geschichte des Ehepaares Mathias und Marianna Speck, geb. Procker (OSB S 1424) in Vergessenheit geraten, hätte es nicht Spuren in Übersee gegeben. Dort fiel mir ein Foto auf, welches mich zutiefst beeindruckte: eine Mutter in Jahrmarkter Tracht vor dem Grabstein ihres verstorbenen Mannes und Sohnes. Rundherum Fotos von fünf Soldaten, den fünf Söhnen des Ehepaares Speck.


Das Grab von Mathias und Marianna Speck, geborene Procker, befindet sich auf dem oberen Friedhof, von der Kapelle nach hinten in der vorletzten Gräberreihe. Es ist ein weißer Marmorstein, wie es viele auf den Jahrmarkter Friedhöfen gibt. Das Grab ist zubetoniert. Im oberen Kreuzteil des Grabsteines ist ein schiefes Wegkreuz in eine Trauerweide eingraviert. Darunter ist das Grabfoto mit drei Personen umwunden von zwei Palmwedeln. In dem von zwei gewundenen Säulen begrenzten Hauptteil befindet sich die Grabinschrift, mit schönen geschwungenen Buchstaben gestaltet:

Hier ruhen
Mathias u. Mariana
Speck
Geb. Brocker
Math. gest. 19.Dez.1932
Im 68. Jahre
Auf dem Sockel befindet sich die weitere Inschrift:
Maria gest.     19      im     Jahre

Dessen Sohn
Adam Speck
Gest. 31. März 1916 im 21. Jahre
Ruhet sanft!

Laut OSB starb Marianna Speck am 11.02.1965 im 94. Lebensjahre (ist evtl. im Stein eingraviert, das vorhandene Foto stammt von vor ihrem Tod).

Auch dieser Stein gehört zu den stummen Grabsteinen, welcher niemanden erahnen lässt, welch traurige Familiengeschichte um den I. Weltkrieg sich dahinter verbirgt. Das Ehepaar Speck hatte fünf Söhne, welche alle das Erwachsenenalter erreicht haben: Josef, Martin, Johann, Adam und Thomas Speck. Alle fünf Söhne im Alter zwischen 19 und 26 Jahren wurden in den Jahren des Ersten Weltkriegs eingezogen. Josef war verheiratet, die anderen vier Söhne lebten noch im Elternhaus. Adam Speck, 20 Jahre alt, wurde am 17. Januar 1916 von Hausnummer 569 zu einer Haubitz-Einheit eingezogen und wurde ein Kriegsopfer. Im OSB ist der Eintrag: gestorben I. WK (ohne Ort und Datum) zu finden, in der Kriegschronik von Pfarrer Franz Demele steht unter Anmerkung ein kleines Kreuz (also auch ohne Ort und Datum). Auf dem Grabstein steht ein Sterbedatum: gest. 31 März 1916, also zwei Monate nachdem er eingezogen wurde! In den USA hat uns seine Nichte Mary Ann (geb. Speck) die Geschichte zu seinem Tod erzählt: Adam Speck wurde in den Krieg eingezogen, ist aber nicht bis zum Kriegsfeld gekommen: Er wurde überfallen, ausgeraubt und ermordet, ein Kriegsaspekt, der auch von Pfarrer Demele in seiner Kriegschronik beschrieben wurde. Seine Leiche wurde in Lugoj in der Bega gefunden. Seine Mutter musste ihn identifizieren und erkannte ihn noch an den Socken, welche sie ihm für den Krieg gestrickt hatte. Wahrscheinlich ist er nicht in Jahrmarkt, bei seinen Eltern beerdigt, wo der Gedenkstein steht, da dies aus den Jahrmarkter Sterberegister ersichtlich sein müsste. Es ist nicht mehr nachvollziehbar, wo er beerdigt ist und wie die Eltern das Sterbedatum, dass auf dem Grabstein steht, erfahren haben. Adam Speck ist nicht auf dem Felde der „Ehre“ gefallen, nicht den so „hochgepriesenen“ Heldentod gestorben. Nein, er ist ein Kriegopfer! Als gäbe es da einen Unterschied!

So tragisch die Kriegsgeschichte für die Familie Speck begonnen hatte, ist sie doch relativ „glücklich“, mit „nur“ einem Kriegsopfer ausgegangen. Die vier anderen Speck-Brüder hatten das Glück, lebend aus dem Krieg nach Hause zu kommen. Josef erst nachdem er in russischer Gefangenschaft war. Während dieser aus dem ersten großen Krieg heimkehrte, ist dessen Enkel Johann Speck nach dem II. Weltkrieg eines der beiden Jahrmarkter Kriegsopfer geworden, welche im Indochina-Krieg gefallenen sind (25.07.1948).

Josef und Martin Speck lebten mit ihren Familien in Jahrmarkt. Johann und Thomas Speck wanderten Anfang der 20ger Jahre in die USA aus.

Die Nachkommen von Mathias und Marianna Speck leben heute alle in Deutschland und USA. Es sind dies die Familien Speck, Klein, Wintrich, Nover, Jantzer, Häcker, Kersch, Maltry. Während die inzwischen in den USA verstorbene Enkelin Mary Ann mit ihren beiden Katzen schwäbisch sprach, um die Sprache ihrer Großeltern nicht zu verlernen, beherrschen die anderen amerikanischen Nachkommen, welche zum Teil noch den Namen ihrer Speck-Urgroßeltern tragen, die deutsche Sprache nicht mehr. Aus Wess Mrijan wurde Mary, aus Hans wurde John, aus Jahrmarkter Wurzeln wurden waschechte Amerikaner!

Ruhet sanft!
Katharina Scheuer

Speck