Startseite

Home

Aktuelles
     Veranstaltungen
     Neuerscheinungen
     Rundbriefe
Geschichte der Banater Schwaben
Jahrmarkt
Überland
HOG Jahrmarkt
Fotogalerie
Publikationen
Links

E-Mail Verzeichnis
Newsletter

Impressum
Kontakt


Hans Ebner 70 Jahre alt


Hans Ebner – Spielmacher und Herz der Mannschaft

Eine Bilanz zum 70. Geburtstag: Ein gutes Stück Jahrmarkter Handball-Geschichte/ Mannschaften und viele Häuser aufgebaut
Von Luzian Geier


Ebner

Sehr bescheiden fing alles an in den Familien, in der Gemeinschaft und im Vereinsleben in unseren schwäbischen Dörfern nach dem verlust- und nachhaltig folgenschweren Zweiten Weltkrieg und den Deportationen in die Sowjetunion. Es musste eine neue Verfassung kommen, die die Deutschen in Rumänien zumindest auf dem Papier wieder voll in ihre Bürgerrechte einsetzte. Das bot wenigstens die Möglichkeit, sich um seine oder für Gemeinschaftsrechte einzusetzen. Bis Sport für die Dorfgemeinschaften wieder ein Thema war, mussten weitere Jahre vergehen. Es sei beispielsweise darauf hingewiesen, dass selbst beim viel beliebteren und mehr geförderten Fußballsport in der Regionshauptstadt Temeswar 1948 noch ein Championat barfuß gab, über das regelmäßig in der Presse berichtet wurde (siehe „Campionatul descult“ in der Tageszeitung „Luptatorul Banatean“ vom 20. August 1948, S. 5).

Die Anfänge waren auf dem Lande im Handball-Vereinssport verständlicherweise sehr dürftig. Aber die ersten großen Erfolge anderer Dorfmannschaften in den deutschen Gemeinden des Banats und Siebenbürgens waren mit anspornend. Beispielsweise waren die Perjamoscher ab 1950 für drei Jahre lang in der ersten rumänischen Großfeldhandball-Liga mit ihrem erfolgreichen Dorfschullehrer Sepp Schönherr (1924-2012).

Als Hans Ebner, ein gebürtiger Karlsgässer des kinderreichen Kriegsjahrgangs 1942 (64 Taufen sind verzeichnet), dem Verein beitrat, war die erste Mannschaft schon gefestigt, sowohl der Stammkader wie der erste Nachwuchs. Der 15jährige kam über die Schule zum Handballsport, und zwar in der Umbruchzeit vom Großfeld- zum Kleinfeldhandball in Rumänien. Damit verbunden im Dorf in einen Spieler-Generationswechsel. Hans wuchs schnell in die Mannschaft hinein und gehörte bald zum Stammkader.

Ebner wurde einer der leidenschaftlichsten, begeisterten, ambitionierten und temperamentvollsten Jahrmarkter Spieler seiner Generation im Kleinfeldhandball in dieser Gemeinde. Am 21. Oktober begeht er in Rastatt-Plittersdorf seinen 70. Geburtstag, der Dritte des Jahrgangs, über den wir in Verbindung mit Handball berichteten (siehe Nikolaus Kilzer und Josef Rosner).

Höchsten individuellen Einsatz bis an die Leistungsgrenze, ein Vorbild für die Jungen, für die er oft Betreuer war, oft auch Schlichter, weil Handball kein stiller, friedfertiger Vereinssport war. Das galt genauso für die eigene Mannschaft und den Verein. Ein Motor, „Salz und Pfeffer“ war Ebner in vielen Spielen seiner Mannschaft, mit starkem Kämpferwille und ungewöhnlichen Ehrgeiz, physisch-kämpferisch und mit mentaler Stärke als Spielmacher. Selbst stets in guter Kondition, mit guter Technik und ein geschickter Taktiker, bei Bedarf Draufgänger wie auch hart im Nehmen als Stürmer am Kreis. Er hatte einen hohen Bekanntheitsgrad nicht nur in Sportler-Kreisen, sondern auch in der Gemeinde und darüber hinaus bei Ämtern und Behörden. Er konnte motivieren und brachte viele Jugendliche zum Handballsport. Oft leitete er das Training bei den Nachwuchs-Spielern. Wenn nötig erfolgte sein Einsatz für Spieler und Mannschaft ebenso außerhalb des Spielfeldes, beim Bürgermeisteramt, bei der Staatswirtschaft bzw. später bei der staatlichen Geflügelfarm, bei den Sportbehörden oder Persönlichkeiten. Er war ein entschlossener Streiter um die Rechte der Mannschaft und aller Spieler. In seinem Bruder Jakob hatte er im Verein, in der Mannschaft wie in der Familie stets eine feste, verlässliche Stütze. Der jüngere Bruder Jakob gilt von der Spielart her wohl als der spektakulärste Handballer in der Geschichte des Jahrmarkter Kleinfeld-Handballs. Die unzähligen Flügelflitzer-Tore des Linkshänders wurden immer wieder zu dem, was man heute Show nennt.

Der Sport, die Vereins- und Gemeinschaftstätigkeiten nahmen im Leben der Ebner-Brüder breiten Raum ein. Für die Brüder Ebner, den Kern der Vorgänger und der Mannschaft seiner Zeit bedeutete dieses Vereinsleben in den Jahren der kommunistischen Diktatur ein erkämpfter (Frei)Raum mit mehr Selbstbehauptung und Durchsetzung, ein oft kleiner, wenn auch enger Spielraum für eine besondere Freiheit, Entspannung und Lebensfreude in einer auch sonst oft beengenden ländlichen Gemeinschaft. Der Lebensmittelpunkt war und ist wie heute noch die Großfamilie.

Wie viele Jahrmarkter junge Männer jener Zeit erlernten die Ebners (der Großvater war geschätzter Zimmerer-Polier) das Bauhandwerk gründlich von der Pike auf und breit gefächert. Die Anfänge waren wie bei dem zehn Jahre älteren Jahrmarkter Großfeldhandball-Spitzensportler Mathias Krämer (Linze Matz) bei der örtlichen Staatswirtschaft, dann wurde Jahre lang nach Temeswar gependelt.

Hans Ebner zählte zu den unternehmungsmutigen Handwerkern, die sich, als die Gesetzeslage es erlaubte, selbständig machten. Seine Bauleute-Truppe wurde als geschätzte Mannschaft über Jahrmarkt hinaus bekannt, für viele wohlsituiertere Temeswarer bauten sie neue, moderne Häuser. Die Auftragsbücher waren stets voll, so dass gelegentlich Arbeiten an Landsleute weiter gegeben werden konnten. Es wurde gut verdient und über Winter gönnte man sich sogar eine Ruhezeit. Weil aber bekanntlich Geld nicht alles ist, nächste Verwandte und viele Freunde schon ausgewandert waren, machten sich auch die Familien der Ebner-Brüder auf den Weg in die Bundesrepublik. Am 1. Februar 1983 kamen Hans Ebner mit seiner Frau Magdalena (lange Jahre Friseurin im Ort) und den Söhnen – der ältere, Berthold, hatte schon in der Handball-Jugendmannschaft sehr aktiv mitgemacht, der jüngere Ralf war erst zehn und noch nicht aktiv in Jahrmarkt – in Rastatt an, wo sich bekanntlich viele Jahrmarkter niedergelassen hatten, darunter Jugend- und Sportfreunde der Ebners.

Berufsmäßig fand Hans Arbeit im Bauwesen, erst in Karlsruhe (bis 1989), wo sich bei der Baufirma eine Zeit eine Mannschaft von 13 Banater Schwaben und einem Kroaten zusammengefunden hatte. Dann folgte firmenbedingt ein Wechsel nach Baden-Baden und ab 1992 als Allround-Handwerker zum Landratsamt in Rastatt. Das bis zum Renteneintritt, der Ruhestand erfolgte erst viel später.

Die Sport- und Gemeinschaftsverbundenheit waren und sind bei den Ebners verinnerlicht, das zeigte sich nach der Aussiedlung. Als Handwerker haben sie nicht nur sich ein neues Heim in Plittersdorf gebaut und eingerichtet – es wurde 1989 von der Familie Hans Ebner bezogen – , sie halfen mit anderen Landsleuten beim Bau von elf Jahrmarkter Häusern im Ortsteil Plittersdorf mit. Einen größeren Beitrag zu Integration, über die hierzulande öffentlich so viel geredet und theoretisiert wird, und Heimatfindung kann man nicht leisten.

Aber auch im Handballgeschehen der Region mit dem bekannten Zentrum Niederbühl wirkten die Ebner-Brüder und Sohn Berthold (Jugendmannschaft) mit, altersbedingt nicht mehr in der Hauptmannschaft, sondern in der dritten, wo es mehr um das „Mitspielen“ ging. Besonders als Organisatoren, denn eine Zeit stellten die Jahrmarkter bzw. die Banater, darunter der bekannte Erstligist Werner Stöckl (ein Nitzkydorfer) fast die gesamte Niederbühler Leistungsmannschaft. Hans Ebner und der frühere Jahrmarkter Handball-Torwart Nikolaus Kilzer wirkten auch als Schiedsrichter mit.

Hier in Deutschland zeigte sich die Heimatverbundenheit der Ebner-Familie nicht nur in Rastatt und Plittersdorf, sondern ebenso bei den großen Pfingsttreffen der Banater Schwaben, wo die Ebner-Brüder und der Handballer-Freundeskreis der Jahrmarkter über Jahre den sportlichen Teil der großen Handball-Turniere mit organisiert, Mannschaften betreut und auch als Schiedsrichter gewirkt haben. Die Jahrmarkter stellten dabei über ein Jahrzehnt stets eine eigene Mannschaft (beim Bundestreffen in Nürnberg betreute sie Peter Zerwes). Dafür wurde Hans Ebner von der Landsmannschaft der Banater Schwaben wie auch von der Ortsgemeinschaft (2001) offiziell geehrt. Unterstützt von den Eltern hat Sohn Berthold beim Jahrmarkter Treffen in Reutlingen den Vortänzer gemacht, mit der Landsmannschaft in Rastatt unter der Regie von Peter Krier eine große Jugendveranstaltung auf die Beine gebracht und bei mehreren Heimattreffen in Plittersdorf engagiert mitgemacht. Hans Ebner hat sich kürzlich bereit erklärt, im neuen Vorstand des Kreisverbandes Rastatt der Landsmannschaft der Banater Schwaben helfend beizustehen, so wie er das gewohnt war und so wie er selbstverständlich bleiben wird.

Dass er noch lange gesund bleibe und weiter helfen kann in der Familie, für die Jahrmarkter und für die Banater, das wünscht der Vorstand der Heimatortsgemeinschaft in alter Freundschaft und Verbundenheit.


Ebner
Hans Ebner mit Eltern, Mutter und Bruder unzertrennlich

Ebner
Mutter und Söhne

Ebner
Beim Trachtenball

Ebner
Die junge Familie Ebner - Hans, Leni, Ralph und Berthold

Ebner
Niederbühl 1985

Ebner
Niederbühl 1988

Ebner
Handball 2002 - Ulm

Ebner
Gesellige Runde in Ulm 2002

Ebner
Vorstandsmitglieder und Zuschauerinnen

Ebner
Handballertreffen

Ebner
Handballtreffen Plittersdorf 2004

Ebner
Jahrmarkter Handballer beim Pfingsttreffen 2011

Ebner
Treffen in Plittersdorf 1997