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Herbstzeit einst


Herbstzeit einst

Es war ein herrlicher sonnenreicher, trockener Herbst, so, wie wir ihn kannten, einst in der alten Heimat! Das Obst ist gereift, die Trauben süß, so dass auch ein gutes Weinjahr winkt. Erntedank haben wir überall gefeiert. Bei Festen werden Erinnerungen wach und manchen dann die Sehnsucht plagt. Im Bildarchiv der HOG gibt es viele ausdrucksstarke Bilder, die wollen wir den Jahrmarktern zeigen und so die nun nasskalte Zeit vertreiben.

Erntezeit

Es gab viel zu tun im Weinberg, Obstwald und auf den Fluren. Die Staatswirtschaft, rumänisch „Gostat“ genannt, bewirtschaftete mit den Jahrmarkter Landsleuten nach dem Krieg bis zur Zeit der Ausreise musterhaft die Anlagen. Selbst wir Kinder arbeiteten für wenig Geld in den Sommerferien mit! Viele Erinnerungen an diese Zeit stellen sich ein, wenn man die Fotos sieht! Die Kollektivwirtschaft war das schwächere Glied in der Kette der verstaatlichten Einrichtungen. Mit allen Mitteln hat man auch da versucht die Wirtschaft am Leben zu erhalten.

Kollektivwirtschaft

Die Weinrebe hatte im Banat eine lange und wichtige Tradition.

Weinbau

Teilweise direkt an die Häuser gepflanzt, erfüllte sie dort gleich zwei Aufgaben: süße Trauben hervorbringen und schattige Lauben zum Verweilen bieten. Fast jedes Haus hatte im Vorgarten oder im Hof Reben, sie dienten auch als Fotokulisse, seien es Familienbilder, in Tracht oder mit den Enkelkindern. Auch der wilde Wein am Hausgang, dessen Ranken Schutz und Zierde zugleich waren, diente als Hintergrund für Fotos.

WeinbauWeinbau
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WeinbauWeinbauWeinbau
WeinbauWeinbau
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Im Herbst waren die Trauben reif und konnten geerntet werden. Auf die Traubenlese bzw. deren Ende haben sich auch die Kinder gefreut, sie durften dann nämlich "Stopple" gehen, d.h. sie durften die an den Reben vergessenen Trauben einsammeln. Die Trauben wurden zu Wein verarbeitet oder aber auch teilweise sogar bis Weihnachten aufbewahrt.

WeinbauWeinbau
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Weinbau
WeinbauWeinbau
Weinbau

Ein edler Tropfen wurde immer gern getrunken, besonders in fröhlichen, freundschaftlichen Runden. Viele Fotos zeigen unsere Landsleute mit einem Glas Wein. Die größte Ehre hatte der Kirchweihwein, er wurde nach der Kirchweih vergraben und vor dem Beginn der nächsten wieder ausgegraben! Wein steht für Lebensfreude und Geselligkeit, unsere Landsleute wussten dies zu schätzen. In Jahrmarkt war die „Viticol“ sehr bekannt. Aus diesem Weinkeller bezog so manche Hochzeit oder so mancher Verein den edlen Tropfen.

WeinbauWeinbauWeinbau
WeinbauWeinbau
WeinbauWeinbau

Sehr gut ist im Banat der Mais gewachsen, Grundnahrung für die selbst gezüchteten Schweine. Das Maisbrechen wurde von Hand erledigt! Die Maiskörner wurden auch von Hand von den Kolben abgerieben. Die Kinder machten sich Puppen aus den leeren Maiskolben. Die Lischen wurden gespalten, aus ihnen Zöpfe geflochten und gebunden. Das war im Dialekt eine „Kukruzpupp“. Aus dem Stengel der Maispflanze konnten die Mädchen auch Puppen anfertigen, das waren die „Stengelpuppe“. Aus Stoffresten von der Näherin aus dem Ort oder aus dem „Fetzesack“ von daheim wurden Kleider für die „Stengelpupp“ genäht. Gespielt wurde auf einer Decke auf dem Hausgang oder im „Gassetürchen“. Das Alter spielte dabei eine große Rolle: die Großen hatten das Sagen, die Kleineren waren froh, wenn sie mitspielen durften. Kreativität war beim Spielen gefragt. Es ist erstaunlich, mit wie wenigen Mitteln eine ausgelassene Freizeitgestaltung möglich war.

Mais
MaisMais
Mais
Mais

Obst wurde in den Gärten bzw. im Obstwald gepflückt und anschließend sortiert.

ObstwaldObst pflücken
Obst pflücken
Obst sortierenObst sortieren
Obstim Obstgarten

Nachdem die Ernte eingebracht war, wurde das Erntedankfest gefeiert. Die Erntedankkrone wurde auf einem Zierkissen feierlich in die Kirche getragen. Am Umzug nahmen alle Vereine teil, der Dank für die Ernte war eine besondere Sache! Eine gute Ernte bot einer Familie die Sicherheit, gut durch den Winter zu kommen.

Erntedank
Umzug

Wenn wir heute nur in Schrebergärten und kleinen Gärten mit großer Liebe Gemüse und Früchte pflanzen, Blumen züchten, geschieht dies in der Tradition der alten Heimat und mit großer Zuneigung zur Mutter Erde! Wir sind angewiesen auf das Wachsen und Gedeihen der Nahrungsmittel, die unser Leben beeinflussen, deshalb bitten wir den Herrn der Welt um immer wieder gelungene Ernten für unsere Lebenszeit!

Helene Eichinger