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Josef Schäffer, 80


Rosen

Prof. Josef Schäffer zum 80. Geburtstag alles Gute!

Josef Schäffer

Schäffer-Lehrer wurde 80

Im Einsatz für Lehrbücher, Schule, Kultur und Muttersprache


Am 26. März wurde der Fachlehrer im Ruhestand Josef Schäffer 80. Im kleineren Familienkreis mit fünf Enkelkindern wurde das Fest in Holzkirchen bei München begangen. Großes Feiern lässt der Gesundheitszustand des Jubilars nicht zu. Grund, an den verdienten Lehrer zu denken und ihn zu ehren haben auch seine Landsleute aus Jahrmarkt, der Ortschaft, in der Josef Schäffer am längsten und vielseitig tätig war als Interessensvertreter seiner schwäbischen Mitbürger in einer schwierigen Zeit.

Geboren wurde Schäffer 1932 in Bakowa. Nach der Grundschule besuchte er in Temeswar von 1949 bis 1952 die Lehrerbildungsanstalt. Dem Abschluss der Päda folgten die ersten zwei Jahre im Schuldienst, und zwar in seiner Geburtsgemeinde. Seppi - so im Freundeskreis gerufen - wollte jedoch nicht Grundschullehrer bleiben und nahm ein Studium der Geographie und Biologie an der Universität in Klausenburg auf. Die Zuteilung brachte den jungen Fachlehrer danach an das damals neu gegründete Lyzeum in Hatzfeld. Das Familienleben rückte jedoch in den Mittelpunkt und die Familie zog 1961 nach Jahrmarkt in das Elternhaus der Ehefrau Katharina, geborene Heidecker. Josef Schäffer bekam da nicht nur die Stellen in seinen Fächern, sondern auch den verantwortungsvollen und nicht immer dankbaren Posten des stellvertretenden Schulleiters, seine Frau eine Stelle als Grundschullehrerin an der deutschen Abteilung.

Ein Zwischenakt war die Tätigkeit als Redakteur, Lektor, Autor und Übersetzer bei der Temeswarer Zweigstelle des Schulbuchverlags, der für bestimmte Lernfächer die Schulbücher für alle deutschen Schulen des Landes bereitstellte. Diese wohl wichtige Arbeit für die rumäniendeutschen Schulen konnte jedoch infolge der beschränkten Freiheit als Redakteur, Autor und Pädagoge den passionierten Lehrer längerfristig nicht begeistern, so dass er 1968 wieder an die Jahrmarkter Gemeindeschule zurück kehrte. Es war dies eine der zahlenmäßig stärksten deutschen Allgemeinschulen im Banat mit damals etwa 400 Schülern in den deutschen Klassenzügen.

Die 70er Jahre waren in der Gemeinde noch „Aufbaujahre“, an den Häusern und in den Häusern, vom neuen Giebel bis zum Badezimmer. Dieser Trend wurde auch in der Schule von Direktor-Stellvertreter Schäffer mit dem Bürgermeisteramt durchgesetzt. Im Jahre 1973 erfolgte der bis dahin wichtigste Umbau der Schule in der Nachkriegszeit: Zentralheizung, Parkett statt mit Motorin eingelassenen stinkenden Bretterfußböden, Neonbeleuchtung, neue Glastafeln, erste „Unterrichtskabinette“ für den Fachunterricht, Turnsaal, Wasserleitung vom Tiefbohrbrunnen. Für damalige Verhältnisse auf dem Lande beachtliche Leistungen.
Als die Idee der Schaffung eines Strandes für die Großgemeinde Gestalt annahm, kam Schäffer zur Zeitung nach Temeswar, um für die Verwirklichung zu Motivieren und zu Mobilisieren. Ähnlich blieb vielen Jahrmarktern das Theaterleben zu seiner Zeit in Erinnerung, als mit dem Lustspiel „Ohne Titel“ beispielsweise ein zweiter Platz auf Landesebene erspielt wurde. Allein im Ort trat die von Schäffer geleitete Theatergruppe sechs Mal vor vollem Haus auf und dann noch fünfzehnmal in anderen Banater Ortschaften.

Die Errichtung und originelle Einrichtung des Jahrmarkter Heimatmuseums, eines der ersten banatschwäbischen Dorfmuseen der Nachkriegszeit, war eine Initiative des stellvertretenden Schulleiters, der zusammen mit Fachlehrer Hans Speck und den größeren Schülern sowie mit Unterstützung der Gemeinde- und Kulturheimleitung die Gedenkstätte in der Alten Gasse in einem verstaatlichen Bauernhaus verwirklichte. Es war eine beispielhafte Gemeinschaftsleistung, die leider aus mangelndem Interesse und Verständnis nach der Wende des Jahres 1989 von der Gemeindeleitung aufgelöst wurde. Im Unterschied zum Lenauheimer banatschwäbischen Heimat- und Lenaumuseum waren hier ausschließlich Gegenstände aus der Gemeinde zu Volkskunde und zur Ortsgeschichte präsentiert. Die wichtigsten Objekte, die Urkunde mit der Unterschrift des Kaisers zur Erhebung der Gemeinde zum Marktort sowie ein anonymes kleines Ölgemälde, vielleicht ein Votivbild, sind nun spurlos verschwunden. Von Schäffer kam auch die Anregung, den Maler Franz Ferch um ein Gemälde zu bitten zum Legenden-Thema Prinz-Eugen-Brunnen. Die Maltry-Brüder aus Deutschland bezahlten den Auftrag, gegenwärtig hängt das Bild zur Jahrmarkter Legende wohlbehütet im Temeswarer Adam-Müller-Guttenbrunn-Seniorenheim.

Ein weiteres kulturelles Ereignis von regionaler Bedeutung in Jahrmarkt stand 1971 ebenfalls weitgehend in der Regie von Schäffer-Lehrer. Es war sehr wahrscheinlich das größte schwäbische Fest in der Geschichte der Gemeinde und ebenso eine große Gemeinschaftsleistung: etwa 280 Darsteller wirkten mit, geschätzt waren beim Sonntagsaufmarsch durch das Dorf rund 1500 Zuschauer (Presseberichte) aus dem Dorf und der Umgebung. Unter anderen berichtete damals der Schriftsteller Ludwig Schwarz über die „sechs lebenden Bilder“, die hier unvergessen öffentlich präsentiert wurden: das Einwanderungstriptychon nach Stefan Jäger, eine Schnittermahlzeit auf dem Feld, Abschied der Handwerkerburschen, eine Spinnstube und eine Kerwei mit der Musik dazu. Es hatte das Jahrmarkter Ereignis stattgefunden, auf der Bühne und auf den Straßen des Dorfes, schrieb Ludwig Schwarz.

All diese Bemühungen der Lehrerschaft und anderer Stellen konnten jedoch die Ursachen und die losgetretene Lawine der Ausreisen nach Deutschland nicht aufhalten. Verhältnismäßig spät, aber total erfolgte der Exodus aus dieser starken banatschwäbischen Gemeinde. Mitten im Sog 1981 auch die Familie des Lehrerehepaares Schäffer, nachdem der jüngere Sohn 1979 aus Rumänien in die Bundesrepublik geflüchtet war.

Uhingen in Baden-Württemberg wurde für die Familie vorerst neue Heimat, die Eingliederung wurde durch einen schweren Schicksalsschlag kurz nach der Ankunft sehr belastet. Nach Anerkennung der Studien und der Lehrbefähigung aus Rumänien folgte wieder der Einsatz in der Schule. Von 1982 bis zum Eintritt in den Ruhestand 1995 wirkte Schäffer als angesehener Fachlehrer an der Realschule Uhingen. Wie in Jahrmarkt bot der Lehrer seine Kenntnisse und Erfahrungen auch darüber hinaus im Gemeinde- und Gemeinschaftsleben an, so im Dachverband der Landsmannschaften. Im Ortsverband des BdV war er eine Zeit Vorsitzender, im Kreisverband Göppingen zweiter Vorsitzender. Im Vordergrund standen dabei die Mitarbeiten in den Vereinen der Landsmannschaft der Banater, bei denen er bis zum Umzug 1999 im Vorstand mitgewirkt hat. Organisatorisch half der Lehrer bei den Schwabenbällen und Landestrachtenfesten mit, bei der Einrichtung der Banater Heimatstube in Göppingen, aber auch bei der Eingliederung der Landsleute half er durch seine Beratungen und die Übersetzerarbeit.

Wichtig und intensiv war auch hier die Tätigkeit als Spielleiter der erfolgreichen Göppinger Laientheatergruppe. Das Lustspiel „Das sündige Dorf“ beispielsweise wurde 22 Mal aufgeführt, 1995 fand sogar eine Auslandstournee nach Ungarn und bis ins Banat statt. Ein weiterer Höhepunkt erreichte die Gruppe unter Schäffers Spielleitung mit der Kehrer-Dramatisierung von Guttenbrunns Roman „Meister Jakob und seine Kinder“, eine Herausforderung auch weil in Mundart dargeboten. Anlässlich des 75. Todestages des Schriftstellers Adam Müller-Guttenbrunn fand 1998 die Premierenaufführung statt.

Mitgeholfen hat Schäffer in Deutschland auch wiederholt mit Rat und Tat in der Jahrmarkter Heimatortsgemeinschaft. So brachte er 1992 mit dem Vorsitzenden Hans Frombach und Adam Kernleitner die erste Ausgabe des Heimatblattes heraus über seinen Wahlheimatort während des Ersten Weltkrieges.

Der Vorstand der Heimatortsgemeinde Jahrmarkt, gratulierte zu dem runden Geburtstag.
 
Luzian Geier

Rosen

Schule in Jahrmarkt10
Eingang in den Schulhof
Lehrer an der Jahrmarkter Schule - 80er Jahre
Franz Frombach mit dem Gedicht: An meinen Lehrer

An meinen Lehrer

Joachim Ringelnatz

Ich war nicht einer deiner guten Jungen.
An meinem Jugendtrotz ist mancher Rat
und manches wohl gedachte Wort zersprungen.
Nun sieht der Mann, was einst der Knabe tat.

Doch hast du, alter Meister, nicht vergebens
an meinem Bau geformt und dich gemüht.
Du hast die besten Werte meines Lebens
mit heißen Worten mir ins Herz geglüht.

Verzeih, wenn ich das Alte nicht bereue.
Ich will mich heut wie einst vor dir nicht bücken.
Doch möcht ich dir für deine Lehrertreue
nur einmal dankbar, stumm die Hände drücken.


Lehrer beim Treffen 2005
Josef Schäffer beim Jahrmarkter Treffen