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Katharina Schäffer, 80 Jahre alt


Schäffer K.

37 Jahre Lehrerin und der Gemeinschaft immer verbunden

Katharina Schäffer wird am 19. Juni 80/ Hunderte unserer Kinder für den Weg ins Leben vorbereitet

Schäffer K.Schäffer K.
Links: Schäffer Katharina als junge Lehrerin in Jahrmarkt.
Rechts: Schäffer Katharina 1994, letztes Schuljahr vor der Rente.

Wenn Lehrerin Katharina Schäffer ihren 80. Geburtstag begeht, kann sie beruflich eine beeindruckende Rückschau halten: fast 40 Jahre Erzieherin sind auch so viele Jahre Einsatz für die Gemeinschaft, nicht nur Berufsjahre für den Rentenerwerb!

Katharina Heidecker wurde am 19. Juni 1934 in Jahrmarkt geboren, der Vater war Malermeister, die Mutter sogenannte Hausfrau. Außer der Hauswirtschaft hatte sie nämlich mit ihrem Mann Felder und Weingärten zu bewirtschaften bis zur Enteignung nach dem Zweiten Weltkrieg.

Schäffer
Großeltern Heidecker mit den Enkeln Günther und Dieter


Nach einer umsorgten Kindheit in der Familie und im Kindergarten, wurde Kathi im Herbst 1941 eingeschult. Dann kam nach der 3. Klasse die unmittelbare Kriegsfolgezeit für Jahrmarkt. 1945 gab es keine deutsche Schule mehr, es folgte ein für die Schüler schwieriger Notunterricht in rumänischer Sprache durch einen Flüchtlingslehrer. Im Januar 1945 wurden ihr Vater und der Bruder zur Zwangsarbeit in die Sowjetunion verschleppt, Grund und Boden und manches aus der Hauswirtschaft wurde willkürlich und ohne Entschädigung enteignet. Das waren die schlimmsten Jahre für die Familie, für die Dorfgemeinschaft überhaupt, es war die Zeit der größten bürgerlichen Rechtlosigkeit.

Ein erster kleiner Lichtblick folgte, als die Banater katholische Kirche versuchte, die im Ort traditionelle konfessionelle deutsche Schule wieder aufzubauen. Sie stellte dazu die alten Lehrer und junge Hilfslehrer ein. Somit gab es für eine kleine Schülergruppe in der 5. Klasse wieder Unterricht in der Muttersprache. Im folgenden Jahr bereitete ein Lehrer eine Gruppe im Lehrstoff für die Mittelschule vor, am konfessionellen Gymnasium in Hatzfeld legten die Schüler beide Halbjahresprüfungen ab. Mit dabei war auch Katharina, denn sie wollte Lehrerin werden.

Die Schulreform 1948

Nach der Schulreform des Jahres 1948, durch die alle konfessionellen Grund-, Gymnasial- und Klosterschulen aufgelöst bzw. verstaatlicht wurden, absolvierte Katharina die 6. und 7. Klasse an der Jahrmarkter Volksschule. Damit war der Weg offen für die Aufnahmeprüfung an die Lehrerbildungsanstalt in Temeswar, die erfolgreich bestanden wurde. Über die Jahre „in der Stadt“ schrieb die Jubilarin später: „Es folgten vier herrliche Jahre an der Deutschen Pädagogischen Lehrerbildungsanstalt (DPL), in unserer Päda. Dieser Zeit verdanke ich alles, was ich später als Lehrerin anwenden konnte.“ Der Unterricht erfolgte in den Hauptfächern durch erfahrene und hervorragende Professoren und Erzieher in der Muttersprache, wie beispielsweise durch den unvergessenen Prof. Dr. Johann Wolf. Die pädagogisch so wichtigen außerschulischen Tätigkeiten, wie der Schulchor und die Tanzgruppe, die vielen Ausfahrten und Auftritte in den schwäbischen Dörfern, oft die ersten deutschen öffentlichen Darbietungen nach dem Krieg, blieben unvergessen und prägten den späteren Einsatz in der Schule wie auch in unseren Gemeinschaften.

Als Päda-Absolventin trat Katharina Heidecker ihre Berufslaufbahn an der Grundschule in Knees an (zwei Jahre). Nach der Heirat mit Gymnasialprofessor Josef Schäffer bewarb sie sich 1956 um eine Lehrerstelle in Hatzfeld, wo ihr Mann unterrichtete. Dort kam 1959 der erste Sohn Günther zur Welt, wodurch sich weitere Änderungen vorzeichneten: Der Umzug in die Geburtsgemeinde Jahrmarkt.

Der Wechsel nach Jahrmarkt folgte im Jahre 1961, als Josef Schäffer dort Schulleiter der deutschen Abteilung wurde bzw. später Stellvertretender Schuldirektor über zwei Jahrzehnte. So lange wirkte auch Katharina Schäffer an der deutschen Grundschule wie auch im kulturellen außerschulischen Leben der Gemeinde, so dass sie sich nicht nur die Anerkennung als Lehrer erwarb, sondern auch Zuneigung und Ansehen bei den Landsleuten, was als Kind des Dorfes nicht immer ganz einfach ist. Die Jubilarin von heute gestaltete damals die großangelegten und von den Kindern unvergessenen Schulfeiern mit, zusammen mit ihrem Ehemann und anderen Lehrer-Kollegen aber auch die letzten großen Feste der schwäbischen Gemeinde Jahrmarkt vor ihrer langsamen, aber unaufhaltsamen Auflösung. Die Familie war plötzlich selbst betroffen, nachdem der jüngste Sohn Dieter (geboren 1962) im Jahre 1979 Rumänien illegal verlassen hatte.

Schäffer
Schulfest 1970


Die Aussiedlung 1981

Durch die Aussiedlung im Jahre 1981 konnte die Familie dem Sohn folgen, sie brachte sehr viele Veränderungen. Der neue Abschnitt voller Hoffnungen wurde durch den tödlichen Unfall des jüngsten Sohnes im selben Jahr für immer getrübt. Somit war der Anfang doppelt schwer, aber es musste weiter gehen.

Das berufliche Weiterkommen wurde ihr trotz langjähriger Erfahrung nicht leicht gemacht. Ab Februar 1982 durfte Katharina Schäffer an der „Hieberschule“ in Uhingen hospitieren. Nach den vorgeschriebenen Schulratsbesuchen wurde sie ab Herbst des Jahres an der gleichen Schule für zwei Jahre auf Probe eingestellt. Wichtig und ermutigend dank junger Lektoren, die teils selbst aus dem Banat stammten, wie Helga Ritter (Pretz), waren damals die Fortbildungskurse für spätausgesiedelte Lehrer in Baden-Württemberg.

Am Ende der Probezeit mit den obligaten Schulratsbesuchen, Beurteilungen usw., folgte das Überprüfungsverfahren, das so erfolgreich bestanden wurde, dass Frau Schäffer an dieser Schule unbefristet eingestellt wurde. Dass es so gut ging, verdankt sie einem verständnisvollen, aufmunternden Schulleiter und hilfsbereiten Kolleginnen. Nach wenigen Jahren fühlte sich die Lehrerin in Uhingen zu Hause, „wie früher in der Schule in Jahrmarkt“, erklärte sie selbst. Denn auch hier wurden Tänze einstudiert und Theaterstücke, gab es interessante Schulausflüge und Wandertage auf die schöne, nahe gelegene Schwäbische Alb. Auch hier wurde sie von den Eltern voll unterstützt. Und sie unterstützte immer voll die außerschulischen Kulturarbeiten ihres Mannes, sowohl in Jahrmarkt wie auch im Kreisverband der Banater und für die Jahrmarkter Heimatgemeinschaft. So lange es gesundheitlich möglich war, besuchten sie stets die Jahrmarkter Treffen und wirkten helfend mit.

Schäffer
Abschied in den Ruhestand - Schule Uhingen


So vergingen in der neuen Heimat flugs zwölf erlebnis- und arbeitsreiche Jahre im Schuldienst und im eigenen Heim. Das Jahr 1994 brachte den Eintritt in den wohlverdienten Ruhestand. Eltern, Schüler und Kollegen organisierten mit viel Aufwand eine festliche, herzliche Abschiedsfeier. Der begründeten Freude auf den Ruhestand folgten jedoch bald wieder Richtung entscheidende Familienereignisse. Nach dem Tod des ersten Enkelkindes wurde die Familie des Sohnes mit Drillingen beschert. Da war die Hilfe der Großeltern gefragt. In Uhingen wurde alles aufgegeben und es folgte der Umzug nach Holzkirchen in Bayern. Das nach dem alten schwäbischen Selbstverständnis: „Was macht' mer net alles for die Kinn! Mer mache's doch geere.“

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Familie Schäffer

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Die Enkelkinder


Der Jubilarin und ihrer Familie noch viele, zufriedene Jahre, in dankbarer Verbundenheit seitens des Vorstandes der Heimatgemeinde Jahrmarkt,

Luzian Geier

Schäffer
Lehrerinnen und Lehrer beim Treffen 2005