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Silvester 2016 und Neujahr 2017


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Silvester und Neujahr in der alten Heimat

Die schöne, besinnliche Weihnachtszeit ging früher immer viel zu schnell vorbei. Nachdem am Heiligen Abend die Kinder von den Eltern und Großeltern beschenkt wurden, kamen am ersten Weihnachtstag die Tauf- und Firmpaten, „Phetre und Gode“, zu den Kindern. Sie brachten Geschenke mit (Godesach), meist Süßigkeiten, die man während des ganzen Jahres nicht bekam: Schokolade, verpackt in schönem Papier mit Engelmotiven drauf, Schachteln, die man dann, wenn sie geleert waren, das ganze Jahr als Schmuckschachtel aufbewahrte. Besonders große Äpfel waren dabei, Feigen und Orangen. All diese Dinge wurden in unserer Zeit wochenlang vorher mit großer Mühe unter dem Ladentisch oder in langen Schlangen beim Einkaufen ergattert. In einem Korb – da fällt einem das Jahrmarkter „Deckelkärpche“ ein – wurde alles gut und sorgfältig aufbewahrt und sehr sparsam eingeteilt genossen. Die Jugendlichen bekamen Geld und eine Schokolade, und zwar so lange, bis sie zum Militärdienst mussten, und die Mädchen bis sie 20 Jahre alt waren, oft bis zur Heirat, die meist in dieses Alter viel. Zur Hochzeit bekam man zu unserer Zeit von den Tauf- und Firmpaten das letzte große (Geld-)Geschenk – zum Start in ein eigenes, selbständiges Familienleben. Als Dank dafür wurden die Paten bei der Hochzeit besonders geehrt. Sie durften als erste den Hochzeitszug der Erwachsenen anführen, im Brauttanz eine frühe Ehrenrunde drehen.

Zum Jahreswechsel
Die Tage zwischen den Jahren wurden zur Vorbereitung für den Jahreswechsel genutzt. Unvergessen bleibt der Weg in die „Sodawasserfabrik“ zu Mersdorfs bzw. Willwerths im Graben. Die Finger wurden rot und blau vom Tragen der schweren Flaschen in der Winterkälte. Für Neujahr wurden ganz spezielle Kuchen gebacken: „Schmeerkipfel“ und „Butterrose“, später dann „Krempitta“ oder „Baumstamm“.

Am Silvesterabend ging man zur Danksagung in die Kirche. Es war der letzte Gottesdienst im alten Jahr. Der Pfarrer verkündete die Namen der Verstorbenen, wie viele Männer und Frauen während des verflossenen Jahres gestorben waren, wie viele Brautpaare getraut wurden und wie viele Kinder, Mädchen und Jungen getauft wurden.

Nach der Danksagung ging die Jugend zum Tanz ins Kulturheim, wo die Musik aufspielte. Verheiratete Paare unterhielten sich privat in ihren Häusern, wo jedes Jahr reihum bei einer anderen Familie gefeiert wurde. Jeder trug zum gemeinsamen Essen bei, mit Salaten, Kuchen und anderem. Beliebt war der Kartoffelsalat, Auberginensalat (Vinetesalat), gefüllte Eier, Boeufsalat und Braten. Die Garderobe der Gäste war elegant und der damaligen Zeit gemäß modern zu nennen für Banater Verhältnisse.Die Musik kam aus dem Kassettenrekorder. Bei Tanz und Spiel verflogen die Stunden sehr schnell. Um Punkt 12 Uhr wurde gratuliert, das Radio eingeschaltet und allen ein „Gutes Neues Jahr“ gewünscht. Hauptgetränk war Wein, viele bevorzugten den „Spritzer“. Die Unterhaltung ging oft bis in die Morgenstunden.

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Hausball bei Franz Koch, Hauptgasse in Jahrmarkt, 80ger Jahre

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Silvesterparrty

Zu Hause angekommen, wurde den Eltern und Großeltern im Haus das „Neue Jahr mit Gesundheit“ gewünscht. Die kleinen und größeren Kinder lernten einen „Neujahrwunsch“. Sie gingen zu den Nachbarn und danach zu allen Verwandten im ganzen Dorf, vor allem und unbedingt zu ihren Paten. Das „Winsche“ dauerte meistens bis zum Mittag. Gewünscht wurde so: Man gab den Leuten die Hand und hielt sie so lange fest, bis der ganze Neujahrswunsch aufgesagt war. Anschließend gab es Geld und Kuchen. Die Kinder hatten oft, vor allem die Mädchen, ein Täschchen dabei, das meistens bis mittags prall gefüllt war.

Viele Erinnerungen an diese Zeit werden wach, wenn Neujahr wieder vor der Tür steht. Kurze Neujahrswünsche wurden leicht gelernt und konnten auch aufgesagt werden, jedoch nicht bei allen war das der Fall. So musste manch einer den Wunsch abbrechen, wenn er ihn vergessen hatte oder abgelenkt worden war und nicht mehr weiter konnte. Schon die Dreijährigen sagten: „Ich bin ein kleiner König, gibt mir nicht zu wenig, gibt mir nicht zu viel, da ich ein Häuschen weiter will...“ oder „Ein kleines Mädchen bin ich, drum wünsch' ich kurz und innig, viel Glück im Neuen Jahr!“ Die Erwachsenen wünschten: „Wünsch' Euch viel Glück, Friede und Einigkeit und nach dem Tod die ewige Glückseeligkeit!“ Die Erwachsenen erhielten für ihren Neujahrswunsch Kuchen und die Männer zusätzlich meistens einen Schnaps. Für gute Laune war ausreichend gesorgt und manch einer ging danach wankend nach Hause.

Das „Neujahrswünschen“ wurde mittags abgeschlossen, unbedingt noch bevor die Leute Kraut gegessen hatten. Gegessen wurde an diesem Tag Sauerkraut, selbstgemachtes „gefülltes Kraut“ (Krautwickel) oder Kraut und Bratwurst.

Traditionen und Sitten wurden von Generation zu Generation weiter gepflegt. Im Laufe der Zeit aber hat sich so manche alte Tradition der neuen Zeit angepasst.

Wie wohl „Neujahr“ heute in Jahrmarkt ausgesehen hätte?

Es bleibt ein Geheimnis! Heute wünschen wir uns mit neuen elektronischen und technischen Mitteln, der Zeit entsprechend, Alles Gute!
Bild und Ton unterstützen unsere Gedanken und Gefühle, sprechen aus, was früher lebendig gelebt wurde!

Prosit 2017!
Helene Eichinger, Vorsitzende
Dezember 2016

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Kalender 2017