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Nikolaus Kilzer zum 70. Geburtstag


Unserem großen Handballer aus Jahrmarkt zum 70. Geburtstag

Nikolaus Kilzer

Würdigung für den Ex-Spitzentorwart Nikolaus Kilzer in Rastatt
von 
Peter Kramczynski

Handball war im Banat eine beliebte Sportart mit guter Tradition, besonders unter der einheimischen deutschen Bevölkerung. Ein besonders talentierter, bekannter und bewunderter Handball-Torwart war Nikolaus Kilzer aus Jahrmarkt, im Dorf als Phitche Niklos bekannt. In der großen Familie der Handballer allerdings nur „Schuster“ gerufen. Dieser Tage vollendete er in jugendlicher Verfassung sein 70. Lebensjahr. Rückblickend kann er sowohl im privaten als auch im sportlichen Bereich auf ein erfolgreiches Leben verweisen.

Geboren wurde er in Jahrmarkt im Banat am 26. Dezember 1941 als viertes Kind von Susanna Zeich und Peter Kilzer. Es waren Jahre der Entbehrungen und Nöte, die Zeit des Zweiten Weltkrieges, als viele Väter zum Militärdienst eingezogen waren. So auch sein Vater. Auf der Bahnfahrt nach Hause in den Militärurlaub am 12.01.1943 geschah auf der Heimreise ein dramatisches Unglück, wodurch der Vater durch chauvinistische Verbrecherhand den Tod fand. In dieser Zeit schwerer Nöte blieb die Mutter mit vier Kindern alleine zurück. Es bot sich daher an, dass die kinderlose Schwester Magdalena und ihr Ehemann, des Vaters Bruder, Peter Kilzer, einen Teil der Erziehungsaufgaben der Schwester abnahmen, indem sie den Jüngsten der Kinder als ihr eigenes Kind annahmen. Der kleine Nikolaus wuchs nun im Lothringen liebevoll umsorgt in seiner neuen Familie zusammen mit Tante und Onkel auf, allerdings entfernt vom Hause der leiblichen Mutter und den geliebten Geschwistern in der oberen Neuen Gasse. Im Haus wohnten auch noch die Großeltern Katharina geb. Retter und Franz Zeich, welche sich des Enkels besonders liebevoll annahmen. Doch leider verstarb die Großmutter bereits als Nikolaus vier Jahre alt war. Dann kam der Schicksalsschlag der Russlanddeportation über viele deutsche Familien im Banat, der auch die Familie von Nikolaus getroffen hat. Nikolaus verlor dadurch zum zweiten Mal den Vater. Der Ziehvater Peter Kilzer ist in der Deportation im Lager 1410 Kriwoi Rog gestorben. Der Großvater wurde nun zum liebevollen Ersatzvater.

Für den kleinen Nikolaus begann mit der Einschulung der Ernst des Lebens. Er selber nahm das aber nicht so ernst und freute sich eher an den seinen und seiner Altersgenossen gelungenen Bubenstreichen. Er hatte schon frühzeitig den Schelm im Nacken mit einer gehörigen Portion Humor dazu, welchen er bis heute nicht verloren hat.

Die schöne Zeit der Kindheit ging rasch zu Ende und Nikolaus musste einen Beruf erlernen. Es begannen die Lehrlingsjahre in der Schusterei des Meisters Wuchner in der Temeswarer Elisabethstadt, nahe dem Lahovary-Platz. Nach der Lehre fand er eine Anstellung in Schustereien in Temeswar und im Dorf, wo er einige Jahre verblieb. Danach fand er eine Stelle in der bekannten Temeswarer Schuhfabrik „Guban“, wo er bis zur Aussiedlung nach Deutschland als Facharbeiter tätig war.

In der Jugend hat er ein Mädchen aus dem Dorf, Margarethe Loris, kennengelernt und liebgewonnen. Die erste nähere Beziehung entstand, als er sie zu seiner Partnerin für den Rekrutenball erkoren hatte. Sie bildeten das in Jahrmarkt so genannte „Nachtänzerpaar“. Diese Rolle fiel traditionell dem Jüngsten des Jahrgangs der Rekruten zu. Danach begann sich die Beziehung fürs Leben anzubahnen, so dass sie am 5. September 1964 in der Pfarrkirche zu Jahrmarkt den Bund fürs Leben schlossen. Das Familienglück wurde durch die Geburt der Tochter Sieglinde bereichert. Im Herbst des Jahres 1979 siedelte die Familie in die Bundesrepublik Deutschland aus, nach Rastatt in Baden-Württemberg, wo die Familie bis heute ansässig ist. Zum zentralen Mittelpunkt der Familie wurde die besonders liebevolle und ausdauernde Hingabe für die Tochter, welche ein besonders schweres gesundheitliches Schicksal zu tragen hatte, wodurch sie viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde. Nach erfolgreichem Arbeitsleben genießen beide heute ihr geruhsames Rentnerdasein in Rastatt, wobei der Nikolaus eine besonders aktive Freude an seinem Schrebergarten hat, den er noch selber jährlich bestellt und erntet.

Der „Tormann“

Begonnen hat der Spielbetrieb nach dem Krieg in Jahrmarkt als Großfeldhandball und wurde auf dem Rasenplatz der Fußballer auf der Wiese am Bahnhof ausgetragen. Alsbald jedoch kam diese Sportart aus der Mode und wurde 1960 durch das Spiel auf dem Kleinfeld ersetzt, welches neben dem Fußballplatz errichtet wurde mit einem Belag aus Schlacke. Später wurde dann 1972 ein neuer und moderner Handballplatz mit Asphaltdecke im Innenraum des neu angelegten Strandbades errichtet. Dazu gehörten ab dann auch Umzugskabinen mit Dusche, wodurch das bis dahin übliche Waschen mit kaltem Wasser am Brunnen nicht mehr notwendig war. Viele der Aktiven wechselten nun mit in die neue Sportart. Es war die Zeit, als auch Nikolaus in noch jungen Jahren zum Spielbetrieb der Jahrmarkter Mannschaft hinzu stieß. Bereits während der Lehre knüpfte er erste Kontakte zum Handballspiel im Dorf und fand daran seine besondere Freude, die ihn bis heute nicht verlassen hat. Hingegen hatte der Großvater keinen besonderen Gefallen an der sportlichen Tätigkeit des Enkels, es waren zahlreiche Überzeugungsgespräche seitens der Handballkameraden erforderlich, um den Großvater zu überzeugen, den Enkel mitmachen zu lassen. Nachdem man den Großvater zu einem Spiel eingeladen hatte, hat er seinen Widerstand aufgegeben, ohne allerdings je ein Fan dieser Sportart zu werden. Von Anfang an fiel Nikolaus’ besonderes Talent auf der Position des Torwartes ins Auge. Zudem machte er sich bei der Koordinierung der Abwehr mit seinem mitreisenden Temperament und dank seiner kräftigen Stimme bemerkbar, mit welcher er seine Mitspieler aus seiner zentralen Position des Torwartes heraus zu Höchstleitungen anregte. Er war ein ständiges Mitglied der Handballszene im Banat, wo er sich durch sein besonderes sportliches Talent und durch seinen sportlichen Ehrgeiz einen Namen machte. Die Bekanntheit reichte bis über die Grenzen des Banats hinaus, so dass ihm renommierte Vereine der ersten Liga Verpflichtungen anboten. Er lehnte diese jedoch ab, wegen seiner Verbundenheit mit Familie und Dorfgemeinschaft. Seine weitere sportliche Laufbahn spielte sich daher bis zu seiner Umsiedlung in die Bundesrepublik im Heimatsportsverein „Timpuri noi“ ab. Neben seiner Tätigkeit als Spieler begann er dann auch seine Laufbahn als Schiedsrichter, nachdem er 1973 die Prüfung dazu bestanden hatte.

Der Zusammenhalt in der Mannschaft war, wie in vielen Dorfmannschaften des Banats, geprägt durch ein kameradschaftliches Miteinander, wo jeder für den anderen einstand. Das prägte auch das soziale Zusammenleben mit zahlreichen Aktivitäten auch außerhalb des sportlichen Geschehens, in Form gemeinsamer Unterhaltungen mit Kartenspiel, Musik und Tanz.

Gleich nach der Aussiedlung fand er sehr schnell Anschluss an die hiesige Handballszene im Handballverein Niederbühl/Rastatt. Auch in der neuen Heimat führte er seine sportliche Laufbahn mit beachtlichem Erfolg weiter. Hier gesellten sich kurze Zeit darauf weitere junge Spieler aus Jahrmarkt und dem weiteren Banat hinzu, welche bald den Kern der Mannschaft um den erfahrenen alten Recken bildeten. Durch ihr besonderes Talent und ihr Können trugen sie maßgebend zur führenden Rolle des Vereins in der Handballkreisklasse bei, welche einige Jahre hindurch den Handball in der Region dominierte. Regelmäßig waren sie Gewinner der Meisterschaft. Hier spielte er dann bis zu seinem 60. Geburtstag im Jahre 2000, wonach er sich nur noch seiner Tätigkeit als Schiedsrichter widmete. Durch sein kompetentes Auftreten und seinen gewinnenden Umgang mit Menschen wurde er alsbald in den Handballkreisen der ganzen Region Nordbaden bis zum Bodensee und über die Grenze hinüber bis ins Elsaß bekannt und beliebt. Nach langjähriger Tätigkeit als Schiedsrichter wurde er seitens des Niederbühler Sportvereins im Jahre 2011 zu seinem 30jährigen Schiedsrichter-Jubiläum geehrt.

Heute widmet er sich in sportlicher Hinsicht ausschließlich seiner Tätigkeit als Schiedsrichter, sowohl in der Kreisklasse, als auch bis hin zur Oberliga und bei Turnieren, wobei er seine Erfahrungen an seine jungen Kollegen weitergeben kann. Besondere Freude macht ihm seine Schiedsrichtertätigkeit bei Jugendturnieren.
 
Zum 70. Geburtstag herzliche Glückwünsche seitens der Handballfreunde aus der alten und der neuen Heimat, wie auch von einem großen Freundeskreis!

Mannschaft Jahrmarkt
Mannschaft
Auswärtsspiel
Schlackplatz mit Fußballtribüne
Im Hintergrund Bahnhof Jahrmarkt
Mannschaft
Mannschaft
Timpuri noi
Jugendarbeit Deutschland
Nikolaus Kilzer im Tor
Im Tor
Nikolaus und Christian
SV Niederbühl