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Sommerzeit einst in Jahrmarkt



Sommerzeit einst in Jahrmarkt

Karte

Längst hat der Sommer sich verändert. Wir leben jetzt in einem Landstrich, der auch klimatisch andere Bedingungen bietet. Der Sommer aber bleibt die erlebnisreichste und gleichzeitig die genussreichste Jahreszeit. Alles was vom Menschen gepflanzt oder gesät wurde, oder auch nicht, ist herangewachsen und steht in voller Reife.

Denken wir ans Banat zurück, kommen ganz eigene Bilder in unseren Sinn. Die wunderschöne Morgenröte, die sich still über den kühlen Boden warf. Sanft weckte sie Mensch und Tier in Stadt und Land. Noch zu unserer Zeit gingen die Frauen frühmorgens mit ihren Körbchen zur Arbeit, fuhren auf Traktoren oder Pferdewägen in die Kollektiv- oder Staatswirtschaft.

Die Arbeit

Auch die Schüler mussten diesen Institutionen ihren Beitrag leisten. Es hieß Praktikum und wurde in den Weingärten in Scharad, beim Ähren lesen, in den Zuckerrüben oder beim Obstpflücken abgeleistet. Unter Aufsicht der Lehrer ging es trotzdem immer lustig zu, bleibt sogar unvergessen. Nach Schulschluss konnte man sich dann das erste Geld verdienen. Wir standen in Reih und Glied um die Lohnliste zu unterschreiben, spürten, dass wir so langsam in die Reihe der Erwachsenen eingegliedert wurden. Über Pubertät wurde damals nur in Lehrbüchern geschrieben; was für uns Lehrstoff war, hatte oft mit der Realität wenig zu tun.

Das Leben unserer Großeltern sah noch ganz anders aus. Werkzeug und Hilfsmittel für die Landwirtschaft gab es eher wenige im Ort. So hört man immer wieder erzählen, dass in den 30ger Jahren drei mit Dampfkessel betriebene Dreschmaschinen in Jahrmarkt waren. Ein zentraler Schuppen war im letzten Haus der Alten Gasse oben bei Familie Haas. Später hatte Martin Loris eine mit dem Traktor betriebene Dreschmaschine. Da die Bauern sich so eine Maschine nicht leisten konnten, gründeten sie Maschinengesellschaften, der mehrere Bauern angehörten. Die wurde Bauernmaschine genannt. Die dritte Maschine leitete Mathias Schuld geleitet. Anfangs wurde das Getreide mit der Sense gemäht, zu Garben gebunden und zum Dreschen in den Ort gefahren. Riesige Strohwagen prägten das Bild der Gemeinde in der Sommerzeit! An der „Maschin“ war es eine schwere Arbeit und klingt heute noch so, wenn unsere Eltern von der Zeit berichten. Wie sehr die Arbeiter auf kühles Trinken und kräftiges Essen warteten, wurde uns auch übermittelt.

Anna Schmidt
Im SchnittIm Schnitt
Aufladen des StrohwagensIm Schnitt
SchnittSchnitt
HeimfahrtIn Johrmark 1943
Strohschober
Ernte

Der Kampf um die Nahrung war nicht einfach, umso wichtiger schätzte man das tägliche Brot, das selbst gebacken wurde. Man bat den Herrn um eine reiche Ernte. Das Foto unserer Vorbeterin und langjährigen Förderin des Rosenkranzes, sitzend vor ihrem Fenster im Sommer, drückt Dankbarkeit und eine friedliche Sommerstimmung aus. Die Kinder mit den zwei Laib Brot strahlen Zufriedenheit aus.

Das Thema der Ernte wurde oft zum Bild von Festumzügen, wie das jährliche Erntedankfest oder 1971 beim letzten großen Trachtenfest in Jahrmarkt, um das sich die Verantwortlichen des Kulturheims unter Direktor Michael Lukas und Prof. Johann Speck mit großem Interesse bemüht haben. Unterstützt wurden sie von Prof. Josef Schäffer, der einen großen Teil der Mitwirkenden motivierte und anleitete.

Monika und Hansi Eichinger

Das Erntedankfest 1934 in Jahrmarkt stand unter dem Motto:
"Gib uns heute unser tägliches Brot..."

Erntedank

Das ganze Dorf war auf den Beinen.
Lehrer Hartmann reitet dem Zug voraus.

ErntedankfestErntedankfest
Erntedank
Erntedank
ErntedankErntedank
Erntedank


Auch das Trachtenfest 1971 erinnert in seinen szenischen Darstellungen an die Erntezeit.

Trachtenfest 1971
TrachtenfestTrachtenfest
Trachtenfest

Neben dem Brotgetreide gab es noch vieles mehr, das gepflanzt und geerntet werden musste. Ein beliebter Arbeitsplatz war die Gärtnerei. In riesigen Gewächshäusern und „Kutschen“ wurde der Samen ausgesät, nachher die Pflänzchen „pikiert“ und schließlich in Reih und Glied verpflanzt. Die Gärtnerei war auch für uns Kinder der Oberstufe ein begehrter „Sommerjob“, wie man heute sagen würde. Meistens Mädchen waren da bei der Arbeit. Zuerst wurden die Tomaten „gegeizt“, also überflüssige Triebe entfernt. Da hatte man immer ganz grüne Hände und musste sie mit Zitronensäure waschen. Genüsslich aßen wir unseren Speck und Brot von zuhause. Wie wichtig war da ein Baum mit seinem Schatten in der glühenden Sonne, wie wohltuend das Gras in einem Graben und erst recht eine Quelle in der Nähe.

Hof der Kantine

Es gab nichts auf Knopfdruck, und doch war es schön, vor allem meist sehr lustig. Volkslieder wurden gesungen, viel erzählt und vor allem viel gelacht, weil die Arbeit so mehr Spaß machte. Wir Mädchen wurden immer gut überwacht vom Hüter oder Zuständigen der Gärtnerei.

Ich erinnere mich sehr gut an de Pausche Vetter Peter aus der alten Gasse. Er war ein sehr verständnisvoller Mann und hat sich viel um die Jungen gekümmert. Sein Hut mit großem Rand schützte vor der prallen Sonne. Über die Tomaten-Spaliere zu steigen war nicht so einfach. So trug es sich zu, dass er an einem schönen Tag stürzte und sein Hut ihm wegflog. Wir Mädchen sangen gleich: „Der Hut flog ihm vom Kopfe, er wendete sich nicht“. Solche Späße machte er dann mit! Die Erzählungen der Frauen bei der Landarbeit waren weitgehend geprägt von Dorfgeschichten, Neuigkeiten aus allen Bereichen des menschlichen Daseins.

Die Feste

Das ganze Dorf nahm großen Anteil an einer Hochzeit. Auch nicht Verwandte oder Bekannte gingen an die Kirche oder am Straßenrand die „Hochzeit schaue“, die durchs Dorf marschierte.
Die Beerdigungen waren Ehrensache, Taufe eine willkommene Begrüßung des neuen Pfarrmitgliedes. Um diese Bräuche gab es unzählige Rituale, die sehr lange von den Familien gepflegt und weiter gegeben wurden.

Neben all diesen Geschäftigkeiten gab es aber immer wieder Unterhaltung, es wurde gern gefeiert. Freizeit war schon vor Jahrzehnten beliebt. Einfach waren die Möglichkeiten. In der „Lohmkaul“ oder in den „Ziegellecher“ ging es teilweise in trübem Wasser frisch und munter zu. Ganze Freundesgruppen gingen zum Baden und manch einer ging unerlaubt ins Wasser. Kein Wunder, dass eine Mutter in ihrer Angst und Sorge zu dem Jungen sagte: „Wenn du ertrinkst, schlage ich dich tot“. Was wir schon am Jahrmarkter Strand üben durften, kann man nun in Deutschland in hellen, geräumigen Hallen und Freibädern zu jeder Jahreszeit tun. Der Jahrmarkter Strand war mit großer Beteiligung der Bevölkerung verwirklicht worden. Auch hier war Lehrer Schäffer eine treibende und motivierende Kraft. Badegäste kamen dann aus allen Richtungen. Der Strand wurde zur Badeattraktion der 70 Jahre.

StrandStrand
Am Jahrmarkter Strand in den 1970er Jahren
StrandStrand
StrandStrand
Strand
Strand 1987Strand

Ganz Jahrmarkt profitierte von dem herrlichen Pfirsichwald und den ausgedehnten Weingärten in der „Luchin“ und in „Scharad“. Von der glühenden Sonne goldgelb gereift, gab es die verschiedensten Sorten Pfirsiche, die auch in die Hausgärten viel gepflanzt wurden. Ebenso die Tafeltrauben, Muskat Hamburg und Muskat Othonel sowie hervorragende Gutedelsorten. Die große Weinkellerei der Staatswirtschaft erfreute sich großer Beliebtheit.

Bei der Staatswirtschaft
Beim Pfirsich sortierenBeim Lese im Hausgarte 1978
Pausche Vetter PeterNikolaus SeibertHerbst

Nicht nur in der Staatswirtschaft und Kollektivwirtschaft wurde Obst und Gemüse gepflanzt, jeder Hausgarten wurde im Frühjahr oder Herbst sorgfältig umgegraben. Mit dem „Kirschenbrechen“ fing es an, dann kamen nach und nach die ersten Obstsorten, die „Sießäppelcher“, die Klaräpfle, die Zuckerbirnen etc. Ende August wurden die Kartoffeln geerntet und im September die Trauben, danach Mais und Zuckerrüben.

Krumper ausmache im Hausgarte 1982Makowei Holzschnitter
Umgraben

Jedes Haus war weitgehend Selbstversorger. Vom Markt wurde nichts gekauft, viele Frauen fuhren täglich oder 3 mal die Woche mit frischen Produkten aus dem Hausgarten in die nahe gelegene Stadt Temeswar, wo die „Herrische“ damals nur biologisch einkauften. Wer hier in Deutschland einen Garten besitzt, ist stolz darauf, baut an und erntet wie einst zu Hause!
 
Wer von den Landsleuten Ergänzungen einbringen kann zu diesem Thema, darf sie gerne an die Adresse der Vorsitzenden schicken, per Post oder Email.
 
Es gibt noch Vieles, das wir vor dem Vergessen bewahren wollen, vor allem die Zeit unserer Eltern und Großeltern wollen wir lebendig erhalten.
 
Einen schönen Restsommer und einen sonnigen Altweibersommer wünscht allen Landsleuten und Freunden,
 
Helene Eichinger, Vorsitzende



Früher
Uff dr Gass

Gass

Uff dr Gass
oder
Die Schmarre-Kechin
 
Oft sitze suntaachs namittachs
Di Weiwer uf dr Gass,
do werd dann alles ausgeplauscht
was jedi neies waaß:
 
Wer gstorb is un wer keirat hot,
wer hot sei Haus verkaaft?
Un wer is gester ingerickt
Wer hot beim Tanz geraaft?
 
’s lengst wird driwer diskurert
Was jedi koche tot,
drbei is a e jungi Fraa,
die wird uf mol ganz rot:
 
Ich waas net wie des kummt bei uns
– mei Mann macht schun de Narre.
Ich kann koche was ich will,
Wann’s fertich iss sin’s Schmarre.
 
Von Franz Frombach

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Beim Hausbau

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